Mit HAPPY PLACE setzt sich die Biennale mit der Symbolik Freiburgs als „der Süden Deutschlands“ auseinander und hinterfragt die Ökonomie des Fernwehs sowie die Semiotik des Pittoresken. Der Titel – großgeschrieben, toxisch und performativ – verweist auf das Konzept des „cruel optimism“, das die Vorstellung des idealisierten Idylls inmitten von Prekarität und alltäglicher Krise aufrechterhält.
Von der Sonnenuntergangskulisse mit Palmen über ikonische Bauwerke bis hin zu malerischen Dörfern und der performativen Inszenierung lokaler Traditionen – Tourismus funktioniert als Geschäft mit dem Versprechen von Glück, Eskapismus, der Entdeckung des Eindrücklichen und Unbekannten. In der Kartografie dieser Sehnsüchte wird „der Süden“ häufig zum Objekt des Begehrens, oft verknüpft mit romantisierenden und exotisierenden Bildern „des Paradies“. In seiner Paradoxie führt jedoch der Tourismus selbst zur massiven Veränderung jener Destinationen. Angesichts seiner ambivalenten Auswirkungen auf Wirtschaft, Umwelt und Politik sowie seiner Macht, gesellschaftliche Strukturen zu beeinflussen, wird deutlich: Tourismus muss als mehrdimensionales Thema verhandelt werden.
So legt die Biennale den Fokus auf die anhaltenden Verbindungen zwischen Kolonialismus und der globalen Reiseindustrie, insbesondere im Hinblick auf Prozesse der Touristifizierung im so genannten Globalen Süden. Um kritisch zu hinterfragen, wie „der Süden“ als Schauplatz touristischer Fantasien inszeniert wird und welche materiellen Auswirkungen diese Imaginationen nach sich ziehen, sind lokale und internationale Künstler*innen eingeladen, in ihren Arbeiten geopolitische Verflechtungen, Hegemonien und die Sehnsucht nach „dem Süden“ zu untersuchen. Zugleich zeichnen ihre Positionen ein Bild des Widerstands gegen Fremdheitskonstruktionen und geben Stimmen dieser emanzipatorischen Gegenbewegungen eine Plattform.
Mit verschiedenen Formaten – darunter eine stadtweite Ausstellung, performative Stadtführungen, ein Symposium und Vermittlungsprogramme – eröffnet die Biennale Perspektiven auf Tourismus und seine historischen wie zeitgenössischen Dynamiken. Dabei soll Tourismus in seiner Ambivalenz reflektiert und Tourist*innen nicht nur als Konsument*innen, sondern als politische Subjekte gedacht werden.
Die Biennale für Freiburg 3 wird von Lorena Juan kuratiert. Isabel Francos Hohmann ist Assistenzkuratorin.
BIENNALE FÜR FREIBURG
Die Biennale für Freiburg ist eine neue Plattform für zeitgenössische Kunst in Freiburg. In enger Zusammenarbeit mit den eingeladenen Künstler*innen und lokalen Akteur*innen werden eigens für die Biennale neue Formate und Kunstwerke entwickelt, die explizite Bezüge zur Stadt herstellen und sie als Experimentierfeld aktivieren: Sie zeigen Verdecktes auf, provozieren unerwartete Erfahrungen und schaffen Momente des Austauschs und Kontakts. Das vielschichtige Programm der Biennale macht zeitgenössische Kunst über institutionelle Räume hinaus erfahrbar, setzt örtliche Gegebenheiten in Spannung zu globalen Kontexten und Fragestellungen und vermittelt neue Blickwinkel auf die Stadt.
Gegründet wurde die Biennale für Freiburg 2019 vom Verein „Perspektiven für Kunst in Freiburg e.V.“, in Reaktion auf die Schließung der Freiburger Außenstelle der Akademie der bildenden Künste Karlsruhe und der daraus resultierenden Frage nach der Rolle zeitgenössischer Kunst(-ausbildung) in Freiburg. Die Biennale erweitert das kulturelle und künstlerische Leben in Freiburg und setzt Impulse für einen nachhaltigen Austausch zwischen nationalen und internationalen Kunstschaffenden, künstlerischen Kontexten und der Stadtgesellschaft.
Die vergangenen Ausgaben wurden kuratiert von Paula Kommoss [BfF2] und Leon Hösl [BfF1]
KONTAKT
Biennale für Freiburg
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79098 Freiburg im Breisgau
Deutschland
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Lorena Juan
Künstlerische Leiterin
juan@biennalefuerfreiburg.de
Isabel Francos Hohmann
Kuratorische Assistenz
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Dieu Thanh Hoang
Vermittlung & Outreach
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Presseanfragen
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